Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 22. November 2010 - Nr. 357

Demografischer Wandel, Krankenhausbehandlungen und Pflegebedürftigkeit

Die Auswirkungen des demografischen Wandels in Deutschland auf die Zahlen von Krankenhauspatienten und Pflegebedürftigen sind vor zwei Jahren in einer Gemeinschaftsveröffentlichung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder untersucht worden. Mit dem Vorliegen einer neuen Bevölkerungsvorausberechnung sind diese Untersuchungen auf eine aktuelle Grundlage gestellt worden. Zugleich ist der Horizont für die Berechnungen für die Bundesländer von 2020 auf das Jahr 2030 erweitert worden.

Trotz insgesamt rückläufiger Bevölkerungszahlen in den kommenden Jahrzehnten ist mit einem Anstieg der Patientenzahlen in Krankenhäusern zu rechnen. Zu diesem Ergebnis kommen die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder in einer neuen Gemeinschaftsveröffentlichung.

Für ganz Deutschland beziffert sich dieser Anstieg bis 2030 im Vergleich zu 2008 als Basisjahr auf 8,0 Prozent. Dabei wird ein konstant bleibendes Krankheitsrisiko unterstellt. In den einzelnen Bundesländern wird die Entwicklung der Krankenhausfälle, bezogen auf die Landesbevölkerung, sehr unterschiedlich gesehen. So gibt es allein unter den neuen Bundesländern erhebliche Abweichungen: Während Brandenburg mit knapp 10 Prozent etwa dem Bundestrend entspricht, wird für Mecklenburg-Vorpommern mit 2,3 Prozent ein deutlich geringerer Zuwachs an Patientenzahlen berechnet. Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt weisen jeweils sogar einen Rückgang der Fallzahlen aus, den größten dabei Sachsen-Anhalt mit 7,3 Prozent. In Thüringen werden sich die Fallzahlen nach diesen Berechnungen um 2,6 Prozent verringern. Hauptursache für den Rückgang in Thüringen dürfte die demografische Gesamtentwicklung sein, d.h. trotz zunehmender Überalterung der Gesellschaft gehen die Fallzahlen zurück, da die Gesamtbevölkerungszahl in stärkerem Maße abnimmt.
Der größte Anstieg der Patientenzahlen in Krankenhäusern wurde für die beiden großen Flächenländer Baden-Württemberg und Bayern sowie die beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg mit Spitzenwerten um 13,5 … 14,1 Prozent errechnet.

Gegenüber den Krankenhausfällen wird die Anzahl der Pflegebedürftigen deutlich stärker ansteigen, bundesweit um 50,0 Prozent bis 2030, wieder bezogen auf 2008 als Basisjahr und wieder ein gleich bleibendes Pflegerisiko unterstellt. Am geringsten ist der Anstieg in den nördlichen Stadtstaaten Bremen und Hamburg mit 34,2 und 38,3 Prozent sowie im Saarland mit 34,8 Prozent. Thüringen kommt auf 50,3 Prozent und liegt somit gleichauf mit Sachsen (50,2 Prozent) genau im Bundestrend. Sechs Bundesländer weisen höhere Anstiege auf als Thüringen, den höchsten verzeichnet Brandenburg mit über 70 Prozent.

In absoluten Zahlen bedeutete das für Deutschland im Jahr 2030 rund 1,4 Millionen Krankenhauspatienten mehr als im Jahr 2008, während die Zahl der Pflegebedürftigen um über 1,1 Millionen anwachsen würde. In Thüringen würde die Zahl der Krankenhausfälle in diesem Zeitraum um 15 Tausend abnehmen, die der Pflegebedürftigen dagegen um 37 Tausend anwachsen.

Der Publikation ist einleitend eine Betrachtung über die zu erwartenden Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung vorangestellt. Demnach werden – unter den Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung – im Jahr 2030 rund 7,3 Millionen mehr 60-Jährige und Ältere in Deutschland leben (28,5 Millionen) als im Jahr 2009 (21,2 Millionen). Dies entspricht einer Zunahme von 34,5 Prozent. Grundsätzlich wird darüber hinaus angenommen, dass das Risiko, zu erkranken bzw. pflegebedürftig zu werden, verglichen mit den heutigen Verhältnissen sich nicht ändert. Eine zweite Variante, die bei steigender Lebenserwartung tendenziell auch ein sich ins höhere Alter verschiebendes Krankheits- bzw. Pflegerisiko annimmt, wird zum Vergleich daneben gestellt.

Die aktualisierte Publikation ist als kostenloser Download über die Websites der statistischen Ämter zu beziehen (www.statistik.thueringen.de, www.statistikportal.de).


---------------------------------
Weitere Auskünfte erteilt:
Dr. Thomas Ewers
Telefon: 0361 37-84640
E-Mail: thomas.ewers@statistik.thueringen.de