Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 28. November 2005 - Nr. 377

Insolvenzen in Thüringen in den Monaten Januar bis September 2005

In den ersten neun Monaten 2005 wurden von den Thüringer Amtsgerichten 807 Unternehmensinsolvenzen registriert. Das waren 56 Insolvenzverfahren bzw. 7,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Insgesamt stieg die Zahl der Insolvenzen in den ersten neun Monaten des Jahres 2005 um 544 bzw. 23,3 Prozent auf 2 879. Dieser Anstieg ist auf eine deutliche Zunahme der Zahl der Insolvenzanträge der übrigen Schuldner (Private Verbraucher, Natürliche Personen als Gesellschafter, ehemals selbständig Tätige, Nachlässe) um 488 bzw. 30,8 Prozent auf 2 072 zurückzuführen.

Von den gemeldeten 807 Unternehmensinsolvenzen waren zum Zeitpunkt der Antragstellung 2 847 beschäftigte Arbeitnehmer betroffen.
Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens lag mit 241 Verfahren und einer Zunahme um 8,1 Prozent wiederum im Baugewerbe. Fast 30 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Thüringen betreffen diesen Wirtschaftsbereich.
Im Grundstücks- und Wohnungswesen und im Bereich Handel/Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern ist mit 153 bzw. 134 eine Zunahme der Zahl der Insolvenzen um 20,5 Prozent bzw. 4,7 Prozent eingetreten. Ein überdurchschnittlicher Anstieg der Unternehmensinsolvenzen ist in den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung um 65,7 Prozent sowie Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen um 59,1 Prozent zu verzeichnen. Auch in der Land- und Forstwirtschaft (+ 30 Prozent) sowie im Gastgewerbe (+ 23,8 Prozent) ist die Zahl der Insolvenzen deutlich angestiegen.

Anders dagegen das Thüringer Verarbeitende Gewerbe. Dieser Wirtschaftsbereich kann im Berichtszeitraum auf einen Rückgang der Insolvenzverfahren um 34,7 Prozent (von 144 auf 94 Verfahren) verweisen. Im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen ging die Zahl der Insolvenzen von 11 im Vorjahreszeitraum auf 3 im Berichtszeitraum zurück (- 72,7 Prozent).

Von der Gesamtzahl der gemeldeten Insolvenzen (2 879) wurden 2 408 Verfahren eröffnet (83,6 Prozent aller Insolvenzanträge) und 460 Verfahren mangels Masse abgewiesen. 11 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes. Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen für alle Verfahren beliefen sich auf rund 777 Millionen Euro. Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 270 Tausend Euro aus.

Bei den übrigen Schuldnern wurden 2 072 Verfahren gezählt, 488 Verfahren bzw. 30,8 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hier kommt weiterhin die Neuregelung der Insolvenzordnung aus dem Jahr 2001 zur Wirkung, nach der u.a. die Verfahrenskosten bis zur Restschuldbefreiung gestundet werden können. Insbesondere die privaten Verbraucher haben von Januar bis September 2005 mit 1 202 Insolvenzanträgen von den neuen Möglichkeiten des Insolvenzrechts Gebrauch gemacht (+ 78,9 Prozent). 659 Verfahren betrafen ehemals selbständig Tätige, die die erneute Aufnahme eines früheren Insolvenzverfahrens beantragt haben.

Regional betrachtet wurden in Thüringen die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in den kreisfreien Städten Eisenach (229) und Erfurt (164) registriert. Die wenigsten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und im Saale-Orla-Kreis (je 85) sowie im Saale-Holzland-Kreis (86) festgestellt.

Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen in den Monaten Januar bis September 2005
Kategorie Jan.-Sept.
2005
Jan.-Sept.
2004
Zu- bzw.
Abnahme
Anzahl %
Insolvenzen insgesamt 2 879 2 335 23,3
  Unternehmensinsolvenzen insgesamt 807 751 7,5
  Land- und Forstwirtschaft 13 10 30,0
Verarbeitendes Gewerbe 94 144 - 34,7
Baugewerbe 241 223 8,1
Handel 134 128 4,7
Gastgewerbe 52 42 23,8
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 58 35 65,7
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen 153 127 20,5
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 3 11 - 72,7
Erbringung sonst. öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen 35 22 59,1
Sonstige 24 9 166,7
Übrige Schuldner insgesamt 2 072 1 584 30,8
  Natürliche Personen 169 187 - 9,6
Ehemals selbständig Tätige 659 691 - 4,6
Verbraucher 1 202 672 78,9
Nachlässe 42 34 23,5


------------------------------------
Weitere Auskünfte erteilt:
Klaus-Rüdiger Niemuth
Telefon: 0361 37-84530