Pressemitteilung 050/2003


Insolvenzen in Thüringen im Jahr 2002

Im Jahr 2002 entschieden die Thüringer Amtsgerichte über 2 662 Insolvenzanträge. Das waren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik 922 bzw. 53 Prozent mehr als im Jahr 2001.

Diese deutliche Zunahme resultiert vor allem aus der Änderung der Insolvenzordnung zum 1. Dezember 2001, die zu einer hohen Zahl von Insolvenzanträgen bei übrigen Schuldnern (ehemals selbständig Tätige, natürliche Personen als Gesellschafter u.Ä., Verbraucher) geführt hat. So eröffnet die Gesetzesänderung für den Personenkreis der ehemals selbständig Tätigen die Möglichkeit, durch eine erneute Aufnahme des früheren Insolvenzverfahrens eine Restschuldbefreiung zu erreichen. Diese und eine Reihe weiterer Änderungen der Insolvenzordnung führen zu einer starken Beeinträchtigung der Vergleichsmöglichkeiten der Insolvenzzahlen zu den Vorjahreswerten.

Von den 2 662 Insolvenzanträgen wurden im vergangenen Jahr 1 966 Insolvenzverfahren eröffnet (rund 74 Prozent) und 678 Verfahren (rund 25 Prozent) mangels Masse abgewiesen. Weitere 18 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die von den Gläubigern geltend gemachten Forderungen beliefen sich für alle Verfahren auf 2 052 Millionen Euro, pro Verfahren sind das durchschnittlich 771 Tausend Euro.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Thüringen erhöhte sich gegenüber dem Jahr 2001 um 44 bzw. 3,3 Prozent auf 1 369. Davon waren 7 068 Arbeitnehmer betroffen.
Von den 1 369 Unternehmensinsolvenzen entfielen 467 Verfahren bzw. rund 34 Prozent auf das Baugewerbe. Damit war dieser Wirtschaftsbereich wiederum am stärksten betroffen. Gegenüber dem Jahr 2001 blieb die Zahl der Insolvenzfälle fast unverändert (+ 3 Verfahren).
Deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen gab es im Handel. Im Jahr 2002 wurden 314 Insolvenzanträge registriert. Das waren 85 Anträge bzw. 37,1 Prozent mehr als im Jahr 2001.
Auch in der Land- und Forstwirtschaft stieg die Zahl der Insolvenzverfahren innerhalb eines Jahres von 18 auf 25.

In einigen Bereichen wurden im Jahr 2002 hingegen weniger Insolvenzfälle registriert als im Jahr zuvor. Im Verarbeitenden Gewerbe ging die Zahl um 7,5 Prozent auf 161 Insolvenzfälle zurück, ebenso im Grundstücks- und Wohnungswesen um 7,9 Prozent auf 174 sowie im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung um 19,8 Prozent auf 65.

Nach Rechtsformen betrachtet, waren am häufigsten Gesellschaften mit beschränkter Haftung (716) sowie Einzelunternehmen, freie Berufe und Kleingewerbe (535) von Insolvenzen betroffen.

Aufgrund der Gesetzesänderung nahm die Zahl der übrigen Schuldner von 415 auf 1 293 sehr deutlich zu.
528 Verfahren betrafen dabei ehemalige Selbständige, die nach dem neuen Insolvenzrecht die erneute Aufnahme ihres früheren Insolvenzverfahrens, mit dem Ziel der Restschuldbefreiung, beantragt haben.
281 Verfahren betrafen natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä., die ebenfalls von den neuen Möglichkeiten des Insolvenzrechts Gebrauch machten, im Jahr 2001 waren es hier nur 51 Verfahren.
440 Privatpersonen nutzten im Jahr 2002 die Möglichkeit der Entschuldung durch ein Verbraucherinsolvenzverfahren. Außerdem wurden 44 Nachlässe registriert.

Regional betrachtet wurden in Thüringen die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in der Stadt Erfurt (244) und im Unstrut-Hainich-Kreis (169) registriert.
Die wenigsten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden in der Stadt Jena (57) und im Landkreis Sömmerda (64) festgestellt.

Unternehmensinsolvenzen nach Wirtschaftsbereichen
der Jahre 2002 und 2001
Wirtschaftsbereich 2002 2001
Land- und Forstwirtschaft 25 18
Verarbeitendes Gewerbe 161 174
Baugewerbe 467 464
Handel 314 229
Gastgewerbe 95 99
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 65 81
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen 174 189
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 9 10
Erbringung sonst. öffentlicher und privater Dienstleistungen 45 53
Sonstige 14 8
Insgesamt 1 369 1 325

Erfurt, 17. Februar 2003


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